Wohnungsbaupolitik Freiburgs wirft Fragen auf – wie in Ebnet entsteht überwiegend teurer Wohnraum, anstatt bezahlbare Wohnungen

Baugebiet Ebnet Hornbühl-Ost
Baugebiet Ebnet Hornbühl-Ost - Foto: FRIMP / Privat

Es läuft meist sehr ähnlich ab in Freiburg. Günstiger Wohnraum ist knapp und so wird seit Jahrzehnten versprochen diesen zu schaffen. Nicht anders lief es in Ebnet, beim Baugebiet Hornbühl-Ost, am Ortseingang.

Das sensible Grundstück war Ackerland und Weidefläche und liegt zudem am Rande des Wasserschutzgebietes. Die bisherigen Bewohner*innen der Randbebauung bekamen zuerst einen großen Fußballplatz mit Flutlicht und Restaurant vor die Nase gebaut und jetzt 120 Wohnungen in bis zu viergeschossiger Bauweise. Anfangs waren nur 70 Wohnungen geplant, aber die Wohnungsnot….

Kommunen sollten im Außenbereich aus Arten- und Klimaschutzgründen überhaupt nicht mehr bauen, zumal eine Green City, aber es fehle eben an Wohnraum, wird dann stets eingewandt.

Jetzt stellt sich in Ebnet heraus, dass die Wohnungen z.T. über 8000 € pro qm kosten sollen und dass trotzdem schon viele Reservierungen vorlägen.

Diese Spitzenpreise wurden bis vor einiger Zeit nur z.B. in Herdern verlangt, aber nun auch in Ebnet. Unter 20 € pro qm ist eine kostendeckende Miete für Investoren da kaum möglich und wer sich das als Eigentumswohnung leistet, muss auch erstmal über entsprechendes Vermögen bzw. Einkommen verfügen.

Ursprünglich war eigentlich geplant, dass die Stadtbau dort auch einige Wohnungen erstellt. Ihr fehlten aber nach eigenen Angaben die Kapazitäten. Wie die Stadtbau dann aber über 1000 Wohnungen in Dietenbach ab 2025 bauen will, bleibt abzuwarten, wenn sie sich hier schon bei nur 26 Wohnungen überfordert sieht?

Die zentrale Frage ist, wie soll der Bedarf an bezahlbarem Wohnraum gestillt werden, wenn weit überwiegend sehr hochpreisig gebaut wird?

Am Güterbahnhof entstanden zuletzt sehr viele Wohnungen, aber die wenigsten davon sind günstig.

Selbst am Rennweg, wo die Stadtbau auf dem dortigen Dreieck, in unmittelbarer Nähe zur Bahntrasse, einen Komplex errichtet, sind die Preise hoch.

Weshalb sollte sich das in Dietenbach anders verhalten? Bei Grundstückspreisen von ca. 1000 € pro qm oder entsprechend hohen Erbbauzinsen, hohem Energiestandard, vielen Öko-Auflagen und teils Barrierefreiheit, könnten sich die Preise auf Ebneter Niveau einpendeln. Zumal die Baupreise gegenwärtig nur eine Richtung kennen.

Apropos Dietenbach: Grund für den Bau ist ja wie immer die Wohnungsnot. Interessant in diesem Zusammenhang ist der Umstand, dass 2018 sogar mehr Menschen Freiburg verlassen haben, als hierher gezogen sind und das vergleichsweise niedrige Bevölkerungswachstum nur auf den Geburtenüberschuss zurückzuführen war. Auch 2019 war das Wachstum gering und 2020 wird es nochmals geringer ausfallen.

Abgesehen von Dietenbach sind 20 weitere Baugebiete projektiert. Zudem gibt es enorme Potenziale bei Aufstockung, Dachgeschossausbau, Anbau, Parkplatz- und Discounterüberbau, Leerstand und Zweckentfremdung. Zudem gibt es erschlossene Baulücken und z.B. größere Privatgrundstücke, wie das der Brauerei Ganter oder von Götz & Moritz.

Seit 2018 entspannt sich der Wohnungsmarkt tendenziell, da deutlich mehr gebaut wird, als durch das Wachstum benötigt würde. Zudem prognostiziert das Landesamt für Statistik zwischen 2025 – 2035 praktisch kein nennenswertes Wachstum mehr für Freiburg, maßgeblich wegen dem demografischen Wandel.

Corona wird den Schuldenberg der Stadt weiter in die Höhe treiben (aktuell sind es schon 1,5 Mrd.) und es ist absolut unklar, wie Freiburg sich einen der größten Neubaustadtteile für weit über 1 Mrd. leisten will und zudem wozu?

Wofür auf Teufel komm raus Bauen, wenn zumeist in den neuen Baugebieten sehr teurer Wohnraum entsteht, anstatt Bezahlbarer, der eigentlich fehlt?

Die Stadt verfehlt die Klimaziele, der Verkehr kollabiert zusehends und für immer mehr Infrastruktur und deren Erhalt fehlt das Geld (Eishalle, Außenbecken-Westbad, Lycee Turenne und Schulen sind nur einige Beispiele).

Wegen der perspektivisch zurückgehenden Wohnungsnachfrage, der enormen Verschuldung der Stadt, dem neuerlichen Schuldenanstieg wegen Corona, den Klimazielen und dem Versagen in Ebnet u.a., müssten die Verantwortlichen den Bau von Dietenbach eigentlich kritisch hinterfragen.

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