Trotz der sich verschärfenden Coronavirus-Epidemie fanden am Samstag das Spiel SC-Freiburg gegen Union Berlin und die Freizeitmesse statt

Wie kommt es, dass z.B. in Lörrach Veranstaltungen mit mehr als 1000 Menschen untersagt sind und z.B. die Regiomesse abgesagt wurde und in Freiburg darf aber ein Fußballspiel mit bis zu 24.000 Zuschauern stattfinden? Auch die Freizeitmessen auf dem Messegelände sollen stattfinden. Auch die Automesse und etliche Karnevalsveranstaltungen fanden hier planmäßig statt.

Im Raum Freiburg inkl. Landkreis und Emmendingen gibt es mindestens 13 Infizierte, in Lörrach aktuell nur einen.

Die Risikoeinschätzung und die Maßstäbe sind offensichtlich sehr unterschiedlich.

Im gesamten Bundesgebiet werden viele Messen und Veranstaltungen abgesagt, oder nach Möglichkeit verschoben.

Ist es verantwortlich derartige Großveranstaltungen gegenwärtig hier stattfinden zu lassen?

Prof. Winfried Kern, Leiter der Infektiologie in der Freiburger Uniklinik wird in der BZ vom Donnerstag so zitiert: „Man kann ruhig weiter zum SC gehen“.

Das Zitat verwendete die BZ auch prompt im Titel. In Italien erfolgten Spiele vor leeren Rängen, selbst Wintersportveranstaltungen wurden ohne Publikum veranstaltet und in Freiburg wurde nicht mal die maximale Zahl der Fans für dieses „Risikospiel“ herabgesetzt.

Tausende Fans werden mutmaßlich in vollen Straßenbahnen, Zügen und Bussen unterwegs sein und im und vor dem Stadion geht es auch eng zu.

Für Risikogruppen ist ein Spielbesuch daher definitiv keine gute Idee.

Das Robert-Koch Institut warnte bereits am 28.02.2020:

„Massenveranstaltungen können dazu beitragen, das Virus schneller zu verbreiten. Daher kann je nach Einzelfall das Absagen, Verschieben oder die Umorganisation von Massenveranstaltungen gerechtfertigt sein, um der vorrangigen Gesundheitssicherheit der Bevölkerung Rechnung zu tragen.“

Die Ausbreitung des Virus wird durch das Spiel demnach potenziell gefördert und es kommt ein erschwerender Aspekt hinzu: Der Präsident des Robert-Koch Instituts Professor Dr. Lothar H. Wieler wies kürzlich darauf hin, dass der bisher in Deutschland z.B. im Vergleich zu Italien relativ glimpfliche Verlauf der Epidemie auch darauf zurückzuführen sei, dass es bisher gelang bei uns die Infektionsketten nachzuverfolgen. Nach einem Fußballspiel dürfte das denkbar unmöglich sein.

Auch der Chef-Virologe der Berliner Charité Prof. Dr. Christian Drosten rät zumindest zu Spielverschiebungen und erachtet eine Eskalation in Deutschland für sehr wahrscheinlich.

Ein infizierter Stadionbesucher, der aus Berlin mit der Bahn anreist, wird auf dem Weg durch Deutschland mutmaßlich andere Menschen anstecken. Weiter geht es dann hier in der überfüllten Straßenbahn, eventuell beim Bier holen und vor allem während dem Spiel auf einem Stehplatz. Auf der Rückfahrt dann nochmal das gleiche.

Gesunde Union-Fans können sich umgekehrt in Freiburg anstecken und das Virus in die Hauptstadt einschleppen.

Das Problem bei Corona ist, dass der Infizierte ja u.U. nichts von seiner Krankheit weiß, da er manchmal keine oder fast keine Symptome hat und eventuell trotzdem ansteckend ist.

Zurück zur BZ: Der Badische Verlag ist Sponsor des SC-Freiburg. Die Sponsoren genießen gerade bei Heimspielen vielfältige Annehmlichkeiten. Zudem bedeutet jedes Spiel für BZ-Medien einen immensen Werbewert, da Anzeigen in Verbindung mit Spielberichterstattung einen hohen Wert darstellen. Auch auf den Verkauf der Printausgabe wirken sich Spielberichte positiv aus.

BZ-Medien sind demnach befangen, was die Beurteilung des Virusrisikos im Zusammenhang mit dem Spiel anbelangt. Viele Redakteure sind auch leidenschaftliche Fans und freuen sich auf jedes Spiel.

Der Interessenskonflikt zwischen Absage, Einschränkung oder Spiel behindert daher eine objektive Bewertung des Sachverhalts in der Berichterstattung.

Warum wurde z.B. nur die Meinung des Freiburger Virulogen abgedruckt?

Stand heute sind weltweit fast 100.000 Menschen nachweislich infiziert. Die Pandemie hat bereits 90 Länder erreicht. 3400 Menschen sind am Coronavirus bereits gestorben. Die Dunkelziffer dürfte erheblich höher sein und der Ausbruch nimmt an Dynamik zu. Auch die negativen wirtschaftlichen Auswirkungen sind bereits stark spürbar. Sorgen sind daher angebracht und weder Panik noch Hysterie.

Aber wie hätten die behördlichen Entscheider dagestanden, wenn sie das Spiel untersagt hätten, oder strenge Auflagen erteilt hätten, wenn ein Experte keine Gefahren sieht?

Die Badische Zeitung kann es nicht lassen, ihre Medienmacht zur Verfolgung ihrer Ziele einzusetzen. Leider profitiert die Bevölkerung selten davon.

Schon bald werden auch in Deutschland die ersten Toten zu beklagen sein und die Epidemie wird sich vermutlich rasch weiter ausbreiten.

Das Fußballspiel wird mutmaßlich seinen Anteil an der Ausbreitungsdynamik haben, dessen sollten sich alle Verantwortlichen bewusst sein.

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