Entpuppt sich Dietenbach womöglich schon bald als Mogelpackung?

Dietenbach
Dietenbach - Foto: Frimp

Am 10.10.2019 fand eine große Veranstaltung für Immobilienexperten im Restaurant Dattler mit dem passenden Namen „hoch hinaus“ statt.

Gastredner waren Prof. Rüdiger Engel (Leiter der Projektgruppe Dietenbach) und Prof. Hans-Hermann Francke.

Die Frage, die auf der Veranstaltung beantwortet werden sollte, überrascht: „Gelingt es Freiburg wirklich, im neuen Stadtteil Dietenbach für bezahlbaren Wohnraum zu sorgen?“

Keine neun Monate ist es her, da wurde den Freiburger*innen genau das, im Zusammenhang mit dem Bürgerentscheid, felsenfest versprochen:

„Vor allem soll bezahlbares Wohnen entstehen“

Die 50 %-Quote für geförderten und sozialen Wohnungsbau wurde den Wähler*innen ebenfalls verbindlich zugesichert.

Anders hätten sehr sicher nicht 60 % für die Bebauung gestimmt, denn die Nachteile für Klimaschutz, Natur, Landwirtschaft, Verkehr, Haushalt etc. wurden von den Gegnern als Nachteile angeführt. Nur weil viele den Mangel an bezahlbarem Wohnraum für derart wichtig einschätzten, kam es zu dem bekannten Ergebnis.

Sollte es nun nicht möglich sein, diese Versprechen einzulösen, wäre das natürlich ein Vertrauensbruch und der Bürgerentscheid hätte seinen Mandatscharakter verloren.

Noch weitere sehr interessante Informationen kamen dort an die Öffentlichkeit. Nicht über den Gemeinderat oder über eine Pressemitteilung der Stadt, sondern eben auf dieser Veranstaltung, die von ca. 90 Immobilienmaklern und Immobilienexperten besucht wurde:

Nach wie vor seien nicht alle Grundstückseigentümer bereit, ihr Grundstück zu verkaufen. Immerhin 5 Hektar fehlten der Stadt noch, also ca. 50.000 qm und somit eine beachtliche Fläche. Dieser Umstand könnte das Projekt stark verzögern, denn gegen die im Raum stehenden Enteignungsverfahren, dürfte wohl geklagt werden.

Im Februar wurden den Wähler*innen Projektkosten in Höhe von 600 Mio. € in Aussicht gestellt. Kein Jahr danach sind es schon über 40 % mehr (850 Mio. €). Gleichzeitig haben sich die Finanzierungsmöglichkeiten drastisch verschlechtert, denn die Grundstücke sollen nicht mehr, wie ursprünglich geplant, verkauft werden, sondern verpachtet werden.

Wie die Stadt all das finanzieren will, hat sie noch nicht verraten. In Anbetracht hoher Schulden, einer sich merklich abkühlenden Konjunktur und fehlenden Haushaltsmitteln, möglicherweise ein unlösbares Problem.

Die Initiative Rettet-Dietenbach hatte alle diese Angaben bezweifelt. Die Kosten seien klein gerechnet worden, die 50 %-Quote würde nicht kommen und bezahlbare Mieten sowieso nicht in größerem Umfang, vielmehr würde der Mietspiegel durch Dietenbach sogar steigen.

Es verwundert nicht, dass die BZ, die sich für Dietenbach stark gemacht hatte, über die Veranstaltung bisher nicht berichtet hat. Kurioserweise ist nur im Wochenbericht, der auch zu BZ-Medien gehört, ein Artikel darüber erschienen.

Prof. Francke wurde dort wie folgt zitiert: „dieses Projekt hat mit bezahlbarem Wohnen überhaupt nichts zu tun“ und Francke ist immerhin Leiter der Deutschen Immobilienakademie.

Zum ersten Mal seit dem Bürgerentscheid, drang von den Befürwortern geäußerte Skepsis nach draußen. Offensichtlich muss der Megastadtteil noch viele Hürden nehmen und ob er am Ende tatsächlich realisiert wird, steht wohl noch nicht fest. Es zeichnet sich aber immer deutlicher ab, dass falls Dietenbach käme, dieses bei weitem nicht die versprochenen Eigenschaften haben wird.

Es sieht daher ganz so aus, als ob die Bebauungsgegner Recht behalten könnten. Welche Konsequenzen das ggf. haben wird, bleibt abzuwarten.

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