Ablehnende Stellungnahme des Klimabündnis Freiburg zum Energiekonzept Neubaustadtteil Dietenbach

Dietenbach
Dietenbach

Das Klimabündnis Freiburg (ggr. 2006) lehnt die vorliegenden Entwürfe für das Energiekonzept Neubaustadtteil Dietenbach ab. Wir erwarten eine Totalrevision des Konzepts. Allerdings haben wir weiterhin große Zweifel daran, ob der Stadtteil gebaut würde: zu teuer, zu spät, fehlender Bedarf, nicht klimaneutral. - Nachfolgend unsere Beschreibung von 8 schweren Mängeln am Beispiel des von der Stadt favorisierten Energie-Konzepts Nr. 4.

Erstens: Schon der Neubaustadtteil auf “der grünen Wiese“ im derzeitigen Überschwemmungsgebiet und auf landwirtschaftlichem Boden und Wald ist heutzutage aus Gründen des Klimaschutzes ein unverzeihlicher Fehler, zumal bekanntlich auch in Freiburg genügend bauliche und ökosoziale Maßnahmen als Alternativen zur Verfügung stehen, erst recht bei wie in 2020 und künftig lt. Statistischem Landesamt zu erwartender stagnierender Einwohnerzahl.

Zweiter Grundfehler wäre, wie aus den Grafiken für die Stadt hervorgeht, der viel zu hohe Energieverbrauch im neuen Stadtteil mit 5000 bis 6000 Kilowattstunden Wärme und fast 4000 Kilowattstunden Strom pro Haushalt und Jahr – nach Abzügen u.a. für Schule und Gewerbe. Das sind keine Energiespar-Klimaschutzhaushalte! Das bleibt weit zurück hinter Vorbildern wie der Solarsiedlung und den Kleehäusern sowie dem Passivhaus Wohnen und Arbeiten in Freiburg Vauban von vor rund 20 Jahren und bleibt sogar hinter einigen Vorbild-Altbau-Passivhäusern zurück. Deutlich weniger als die Hälfte des genannten Verbrauchs wäre angesagt. Der von der Stadt angestrebte Freiburger Effizienzhaustandard 55 für Wohngebäude wäre energetische Altlast und passt nicht in eine Stadt, die klimaneutral werden will.

Drittens: Wenn es ein „echter“ Energiespar- und Solarstadtteil wäre, sollte nicht rund 40% der Betriebs-Energie von außen kommen, sondern das läge im Verbund mit der Region in der Jahresbilanz bei etwa Null oder besser positiv.

Viertens ist die Klimabilanz zudem zu sehr geschönt, als dass sie akzeptierbar wäre. Der Stadtteil wäre bei weitem nicht klimaneutral: Die gesamte „graue“ Energie für die Erschließung (Straße, Wege, Versorgungsleitungen, Erdarbeiten usw.) und für Baustoffe und die Errichtung der Gebäude wird ausgeklammert. Zudem bestehen Klimanachteile durch z.B. weitgehenden Wegfall der Kohlendioxidspeicherung im Boden, durch mehr Nahrungsmittel“importe“ nach Freiburg nach Wegfall von über 100 Hektar Landwirtschaft. Es drohen Klimaschäden durch an die 5.000 im Gesamtgebiet zu rodende Bäume, hauptsächlich in Wäldchen an der Mundenhoferstr., beim Vogelschutzgebiet Fronholz sowie in der Auwaldgalerie des Dietenbachs. –

Fünftens verstört das Energiekonzept sehr, weil die von der Stadt favorisierte Variante 4 mit 28 Förderbrunnen und 36 Schluckbrunnen massiv in das jetzt kommende Trinkwasserschutzgebiet für Umkirch eingreifen würde. Das liegt unter ganz Dietenbach. Die Schutzschicht fürs Wasserschutzgebiet würde sehr oft durchbrochen. Es drohen später Altlasten aus Wärmetauschern, und es drohen Leckagen z.B. von Wärmepumpenflüssigkeiten ins Grundwasser. Da sind im Laufe der Jahrzehnte Verschmutzungen zu besorgen, die nach Strafgesetzbuch auch bei schleichender Verschmutzungen strafbar sind.

Sechstens: Interessant ist zwar die Wasserstofferzeugung aus erhofften Stromüberschüssen erneuerbarer Energien. Leider würde Strom für die Elektrolyse zu zwei Dritteln in den Stadtteil importiert. Das liegt auch an dessen mangelhafter Strom- und Heizenergie-Einsparung. Der Nutzungsgrad der Elektrolyseanlage für Wasserstoff und Abwärme mit gut 80% sollte noch besser sein. Es fehlt völlig die Nutzung des entstehenden Sauerstoffs, der anderswo nicht mehr mit viel Energieeinsatz erzeugt werden müsste.

Siebtens wäre die winterliche Stromerzeugung deutlich zu klein, gerade dann brauchen die Wärmepumpen viel Strom. Es hilft mehr Einsatz von BHKW (Blockheizkraftwerke, stromerzeugende Heizungen) für Strom und Wärme.

Achtens bereitet große Sorge, dass das Konzept nicht krisenfest ist. Bei längerem Stromausfall von auswärts „stirbt“ der Neubaustadtteil, wenn nichts mehr funktioniert. Solche Situationen sind zu befürchten im schon begonnenen Zeitalter des Cyber-Terrors. Dagegen helfen vor allem inselbetriebsfähige BHKW für Strom und Wärme aus Gas, dieses zunehmend aus gespeichertem Wasserstoff. Wir empfehlen, einige der guten Ideen und die hier erläuterte Kritik in den kleinen Neubau“stadtteilen“ Stühlinger-West, Zähringen-Nord, Haslach-Schildacker und in Lehen-Zinklern anzuwenden statt beim grundfalschen Objekt Dietenbach.

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