Anhaltend hohe Bautätigkeit trotz Trendwende beim Bevölkerungswachstum

Geplante Bebauung im Stühlinger
Geplante Bebauung im Stühlinger - Foto: Freiburg.de

Vor Jahren haben sich Stadtverwaltung und Gemeinderat auf den Bau von mindestens 1000 Wohnungen jährlich verständigt. So wollte man das Wohnungsangebot erhöhen und den Markt entspannen.

Durchschnittlich wurden zwischen 2010 und 2020 jährlich deutlich über 1000 neue Wohnungen genehmigt. Genaue Zahlen liegen erst bis Mitte 2019 vor. Für die erste Jahreshälfte wurden bereits 776 Wohnungen genehmigt, daher ist die Erreichung dieses Ziels sehr wahrscheinlich.

2018 gab es allerdings eine bedeutende Trendumkehr. Ging das Bevölkerungswachstum in den letzten Jahren mehrheitlich auf das Konto von Wanderungsgewinnen, d.h. mehr Zuzug als Wegzug, galt dies für 2018 erstmalig seit 2008 nicht mehr. Mit 21.115 Menschen sind 38 mehr von Freiburg weggezogen, als hierher gezogen sind.

http://www.freiburg.de/pb/,(anker304946)/207907.html#anker304946

Da Neugeborene bekanntlich nicht gleich in einen eigenen Haushalt ziehen, ist das Wohnungsangebot 2018 rechnerisch um ca. 1500 Wohnungen in nur einem Jahr bei annähernd gleich bleibendem Bedarf gestiegen. D.h. zusätzlicher Wohnraum für ca. 3000 wohnungssuchende Menschen.

Die vorgenannten statistischen Werte deuten ganz klar auf eine tendenzielle Entspannung des Wohnungsmarktes in Freiburg hin. Das bedeutet aber nicht, dass es heute leicht wäre eine günstige Wohnung zu finden, aber es sollte leichter sein, als z.B. 2016, denn 2017 war der Wanderungsgewinn auch schon rückläufig.

Da sich die Lage der Geflüchteten, die nach Deutschland kommen, stark entspannt hat, deutet vieles darauf hin, dass sich der Wohnungsmarkt in Freiburg weiter entspannen wird.

Dafür spricht auch, dass die Baugebiete am Tuniberg, in Lehen, im Stühlinger, in Ebnet, in Kappel, in Haslach, in Zähringen, am Güterbahnhof etc. in Verbindung mit kleineren Baumaßnahmen für ca. 10.000 Menschen zusätzlichen Wohnraum schaffen werden.

Vor diesem Hintergrund stellt sich ein weiteres Mal die Frage, ob Dietenbach wirklich für weitere 15000 Menschen benötigt wird. Denn bis beispielsweise 2026 dort erste Wohnungen fertig wären, werden sie eigentlich nicht mehr benötigt. Zumindest sollte der Druck, wenn die Entwicklung so anhält, erheblich abgenommen haben.

Die finanzielle Situation der Stadt verschlechtert sich zusehends. Die Verschuldung erklimmt Rekordhöhen. Gleichzeitig kommen immer neue finanzielle Verpflichtungen hinzu. Bauverwaltung und Baubranche sind seit Jahren am Limit. Adäquate Ersatzflächen für Landwirte lassen sich nicht finden. Die Verkehrssituation spitzt sich in der Stadt zunehmend zu. Ein Rekordsommer mit teils unerträglicher Hitze in der Innenstadt jagt den nächsten. Die Klimaziele werden verfehlt und der Klimawandel verschärft sich. Alles in allem keine geeigneten Rahmenbedingungen, um als eher kleine Großstadt (Platz 33) eines der größten Neubaugebiete Deutschlands entwickeln zu wollen.

Der neu gewählte Gemeinderat sollte das Milliardenprojekt nochmals kritisch hinterfragen und aktuelle Berechnungen von Baubürgermeister Haag einfordern. Sollten die zahlreichen Versprechungen, wie z.B. die 50 % Quote für geförderten Wohnungsbau nicht eingehalten werden können und sollten z.B. andere wichtige Projekte deshalb nicht realisiert werden können, dann sollte man das Großprojekt zumindest pausieren. Die Chancen glaubhaft eine Green City zu bleiben, würde dieser Schritt erhöhen.

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