5G-Mobilfunk: Wer über gesundheitliche Wirkungen berichtet, wird als Angstmacher nicht ernst genommen

Zu: „Skepsis gegenüber neuem Standard“, BZ vom 22. Juli:

Die Darstellung des städtischen Digitalbeauftragten Mutter „90 Prozent der Freiburger haben eine andere Sichtweise als die Mobilfunk-Skeptiker“ ist nicht korrekt. Vielmehr haben sich mehr als 90 Prozent der Bürger gar nicht interessiert für die bisherigen, anmeldepflichtigen Beteiligungsangebote der Stadt in Sachen Digitalisierung. Tatsächlich teilgenommen haben dann zu 90 Prozent Digital-Begeisterte. Die zitierte Schlussfolgerung von Herrn Mutter muss daher als abenteuerlich bezeichnet werden.
Abenteuerlich ist es auch, mit welcher Unbekümmertheit die Stadtverwaltung die Digitalisierung mit den neuen Funktechnologien vorantreiben will. Herr Mutter weiß nach eigener Aussage sehr genau, dass das Digitale bald alle Lebensbereiche verändern wird. Aber erst soll der Gemeinderat entscheiden, dann erst werden im Herbst auch die Bürger informiert. Die Erforschung der gesundheitlichen Wirkungen der engmaschigen Funknetze auf Bürger und Sensible wird eingestellt oder hintangestellt. Und wer darüber berichtet, wird als Angstmacher nicht ernst genommen. Der forcierte Ressourcenverbrauch durch neue und massenhaft gekaufte Geräte wird ausgeblendet; die Begriffe „ökologischer Fußabdruck“ und „Konflikt-Rohstoffe“ müssen nicht öffentlich diskutiert werden, solange „Nachhaltigkeit“ oben drüber steht. Datenschutz-Probleme werden kleingeredet oder in Kauf genommen. Dasselbe geschieht mit der Rationalisierung durch funkgesteuerte Roboter, durch die millionenfach menschliche Arbeitsplätze weggespart werden.
Ja, bei einigen Bürgern bestehe noch ein Informationsbedarf, sagt unser junger Oberbürgermeister. Aber entscheiden können die Bürger nicht darüber, ob ihre Kommunikationsmittel Smartphone und Whatsapp eigentlich völlig ausreichen. Brauchen sie auch nicht, denn es werden ihnen ja noch goldenere Digital-Zeiten versprochen.
Geld spielt beim geplanten Vorgehen im öffentlichen Bereich eh keine Rolle, denn es kommt von oben aus den Versteigerungs-Milliarden. Freiburg möchte da nicht zurückstehen, denn die gepushte Digitalisierung ist für viele Jahre der wichtigste Faktor für das unentbehrliche Wirtschaftswachstum. Daten sind dabei, wie jeder weiß, das neue Öl.
Wenn aber die Datenmenge und die Geschwindigkeit der Datenverarbeitung enorm steigen wird, ebenso auch der Kühlbedarf der riesigen Serverzentralen, dann steigt der Stromverbrauch erheblich. Aber sollte nicht der Öko-Strom die fossilen und Atom-Kraftwerke ersetzen und nicht für den neuen zusätzlichen Stromhunger herhalten? Anders kriegen wir jedenfalls unsere Klimaziele nicht erreicht.

Tjark Voigts, Freiburg

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